Sportspiel

Regeln Stierkampf

Ein Stierkampf, in Spanisch toreo, corrida de toros oder tauromaquia genannt, ist eine höchst kontroversielle Sportart. Es geht um die rituelle Tötung eines Kampfstiers vor Zuschauern in einer für diesen Zweck speziellen Stierkampfarena (Plaza de Toros). Möchtet ihr mehr über die Regeln beim Stierkampf erfahren, könnt ihr euch hier informieren. Wir haben haben wir für euch zusammengefasst, worum es geht und wie es mit dem Versuch des Verbots aussieht.

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Über den Stierkampf

Die bekanntesten Stierkämpfe finden in Spanien statt, es gibt aber auch Stierkämpfe mit regional abgewandelten Regeln in Portugal, Südfrankreich und in den ehemaligen spanischen Kolonien sowie den spanisch beeinflussten Regionen in Lateinamerika. Es gibt auch eine nicht-tödliche Version auf der tansanischen Insel Pemba.

Stierkämpfe in unterschiedlicher Form haben eine lange Tradition, die sich bis ins alte Rom oder zur minoischen Kultur zurückverfolgen lässt. Im Mittelalter entwickelte sich eine Art Corrida de Toros als Ritterspiel. Der älteste spanische Beleg zu Stierkämpfen stammt aus dem Jahr 1215, der älteste Prosatext dazu aus etwa 1280. Elemente der mittelalterlichen Corrida sind nach wie vor in der Stierkampfvariante Rejoneo erhalten. Die heutige Art des Stierkampfes kam im frühen 18. Jahrhundert auf und die erste steinerne Stierkampfarena wurde 1711–1714 gebaut. 1796 schrieb der Matador José Delgado erstmals die Regeln für den Stierkampf auf, denen der spanische Stierkampf bis heute im Wesentlichen folgt.

Stierkampf ist in Spanien ein Milliardengeschäft mit etwa 200.000 Arbeitsplätzen und Jahresumsätzen um die 1,5 Milliarden Euro. Es gibt über 400 Stierkampfarenen mit ein bis zwei Stierkampfveranstaltungen pro Jahr, organisiert von 75 Veranstaltern von Corridas.

Die Stierkämpfer

Die Bezeichnung Torero ist ein Oberbegriff für alle Kämpfer einer Corrida (matador, novillero, banderilleros, picadores). Die Stierkämpfer nutzen zahlreiche Instrumente, um die Stiere zu reizen und zu töten. Die Picadores beispielsweise haben ihren Namen von ihren Lanzen erhalten.

Im Zentrum steht der “matador de toros” oder Stiertöter, dessen Laufbahn als novillero (Novize) mit Jungstieren beginnt. Nach Erreichen eines bestimmten Niveaus wird ein Novize in einer besonderen Zeremonie (alternativa‚ „Wechsel“) zum Matador de Toros ernannt und kämpft fortan gegen ausgewachsene Kampfstiere.

Die Picadores oder Lanzenträger sind berittene Stierkämpfer und eine “corrida de rejones” oder kurz “rejoneo” wird komplett zu Pferd ausgetragen. Hier sind die Stierhörner abgeschliffen, um Verletzungen der Pferde zu vermeiden.

Pro Jahr gibt es etwa hundert Schüler für die Ausbildung zum Torero, das Mindestalter dazu beträgt 16 Jahre. In Mexiko dürfen die Torero-Schüler auch jünger sein und es gibt auch weibliche Matadore. Toreros sind hoch bezahlte Athleten mit Gagen von 50.000 bis 100.000 Euro oder sogar 180.000 EUR für einen Auftritt.

Die Stiere

Kampfstiere für den Stierkampf werden eigens gezüchtet. In Spanien gibt es etwa 1500 Zuchtbetriebe, vor allem in Andalusien, Kastilien und León und Extremadura. Ein ausgewachsener Bulle kann von 500 bis zu 700 kg wiegen. Ein guter Kampfstier im Alter von vier bis fünf Jahren kann dem Züchter um die 25 000 Euro einbringen. Eine große Rolle spielt auch die naturnahe Aufzucht von Kampfstieren in den sogenannten Dehesas (Zuchtfarmen).

Es kostet etwa 3.500 Euro, einen Stier aufzuziehen, jedoch entwickeln sich nicht alle Tiere zu Kampfstieren. Tiere, die entweder von ihrem Temperament her nicht geeignet sind oder physische Makel aufweisen, werden entweder an kleinere Stierkampfarenen in der Provinz oder an Schlachter verkauft.

Ein Arena-Zuchtstier tritt nur einmal in seinem Leben zum Kampf an. Dies ist lebenswichtig für den Torero, denn nur ein unerfahrener Stier reagiert eher auf die Muleta, den Stab mit dem roten Tuch, und nicht auf den Stierkämpfer selbst.

In Spanien gibt es etwa 1700 Corridas pro Jahr mit etwa 6 Tieren pro Veranstaltung. Das bedeutet, die Zahl der getöteten Stiere in einer Arena beläuft sich auf etwa 10.000 im Jahr.

Die Stierkampfarena

Der Kampfplatz oder die Arena (ruedo) weist zwischen 45 und 60 Metern Durchmesser auf. Der Boden ist mit Sand bedeckt und von der barrera umgeben, einer 1,60 Meter hohen Holzbretterabgrenzung. Diese hat mehrere Tore, meistens vier: das Haupttor (puerta grande), ein Tor für die Kampfstiere (puerta de toriles), ein Tor für die Picadores zu Pferde (puerta de caballos) und es gibt ein spezielles Tor, durch welches die toten Stiere herausgezogen werden (puerta de arrastre). Es gibt auch vier offene Durchgänge mit einer davor stehenden Bretterwand (burladero). Diese dient den Stierkämpfern dazu, vor dem Stier zu flüchten. Falls dazu auch das Überspringen der barrera notwendig ist, gibt es dazu Fußbalken auf 40 Zentimeter Höhe.

Die Regeln beim Stierkampf

Zum Stierkampf gehören konkrete Regeln, bunte Kostüme, Musik, Jubel und fliegende Rosen, jedoch auch viel Drama, Blut und Tod. Daher ist das Stierkampf-Ritual besonders im Zeichen des Tierschutzes heutzutage heftig umstritten. Meist treten bei einer Corrida drei Matadore und sechs Stiere gegeneinander an und jeder Kampf dauert etwa 20 Minuten.

Ablauf der Corrida

Der Ablauf eines Stierkampfes ist ein vorgegebenes Ritual, das wie ein Theaterstück in drei Akten erfolgt. In der Stierkampfarena kann ein Torero zu Ruhm und Popularität gelangen, spürt aber auch unmittelbar und erbarmungslos den Unmut der Zuschauer, sollte ihnen ein Kampf nicht zusagen.

In einen Kampf treten beispielsweise drei Toreros gegen je zwei für sie ausgeloste Stiere an. Bis zum Kampf bleiben die Tiere nach der Auslosung in getrennten, dunklen Boxen im Kampfplatzbereich.

Zunächst ziehen die Stierkämpfer mit Gefolge (peones) in die Arena ein. Der Kampf beginnt, sobald ein Stier in die Arena stürmt. Zunächst reizen die sogenannten Capeadores das Tier mit einem großen Tuch (capa). Der Torero mit seinem Gefolge wiederum nutzt seinen rot-gelben Mantel, um Angriffslust und Kondition des Stieres zu testen. Danach beginnt der erste Akt des eigentlichen Kampfes.

Der erste Akt

Im ersten Akt reiten zwei Picadores in die Arena und bohren dem Tier ihre Lanzenspitzen drei Zentimeter in den Nacken, um den Stier zu schwächen und seine Kopfhaltung zu senken. Diese Haltung ist für den Todesstoß im Finale mit dem Degen des Toreros notwendig. Der erste Akt ist besonders gefährlich für die Pferde, denn sie können auch trotz der Schutzpolsterung an ihren Körpern schwere innere Verletzungen durch die Stierattacken erleiden.

Der zweite Akt

Der zweite Akt lässt die Banderilleros auftreten (suerte de banderillas) an. Sie laufen ohne Schutz auf den Stier zu und stoßen ihm drei Paar “banderillas” in den Nackenmuskel. Banderillas sind 75 Zentimeter lange Stäbe mit Widerhaken. Dies soll das Tier zusätzlich schwächen. Der zweite Akt dauert nur wenige Minuten.

Der dritte Akt

Im dritten Akt namens “suerte de matar” (Glück zu töten) kann der Matador sein Können zeigen. Zunächst mit dem roten Tuch, der Muleta, und je waghalsiger er dabei vorgeht, desto besser. Der Kampf endet, wenn der Matador seinen leicht gebogenen Stoßdegen (estoque) dem Stier zwischen die Schulterblätter stößt. Stirbt der Stier sofort, ist dem Torero frenetischer Applaus sicher. Gelingt dies nicht, wird der Schlussakt ein blutiges Gemetzel, was auch das Stierkampfpublikum nicht mag und mit Buhen quittiert.

Ein erfolgreicher Torero erhält Ohren, Klauen oder die Schwanzquaste des Stiers als Trophäen und wird bei einer Ehrenrunde in der Stierkampfarena und einem Blumenregen gefeiert.

Unterart Becerradas

Die Becerradas handelt es sich um eine Unterart des Stierkampfes. Der Kampf selbst ist gleich grausam und unfair, allerdings gehen hierbei junge Kälber von maximal zwei Jahren und junge Toreros in die Arena.

Sozusagen bilden diese Kämpfe die Ausbildung für die angehenden Toreros.

Stierkampf Pro und Contra

Der Stierkampf ist seit vielen Jahren auch in Spanien umstritten Allerdings gibt es auf beiden Seiten Argumente, die aus der jeweiligen Sicht für oder gegen den Stierkampf sprechen.

Die Argumente der Befürworter

  • Stierkampf sei eine Kunstform
  • es sei keine Tierquälerei, weil die Tiere nicht lange leiden in der Arena
  • der Stierkampf sichere den Fortbestand der Rasse der Kampfstiere
  • sowie den Fortbestand der ökologisch wertvollen Dehesas
  • Kampfstiere verbringen ihr ganzes Leben artgerecht im Freiland

Die Argumente der Gegner

  • Stierkampf sei Tierquälerei an den Stieren (Abschleifen der Hörner, Einsperren im Dunkeln vor der Corrida, der Tod in der Arena)
  • Der Tod tritt nicht schnell, sondern langsam und qualvoll ein – teilweise nicht direkt in der Arena sondern beim Ausbluten hinter den Kulissen
  • Tierquälerei an den Picador-Pferden: neben der Gefahr in der Arena werden ihnen häufig Augen und Ohren verbunden, um den natürlichen Fluchtinstinkt zu verhindern
  • Während der Jagd brechen sich die Tiere oft die Knochen und leiden höllische körperliche und psychische Schmerzen
  • Risiken für die Zuschauer, immer wieder gibt es Verletzte und sogar Tote, wenn Stiere die Barrera überwinden können und ins Publikum springen
  • Risiken für die Toreros: obwohl Todesfälle selten sind, kommt es jedoch immer wieder zu schweren Verletzungen
  • Immer weniger Interesse: Eine Gallup-Umfrage zeigt, dass 76 Prozent der Spanier den Stierkampf ablehnen und vor allem Touristen Spaß daran haben

Verbot und Änderung der Regeln beim Stierkampf

Ein komplettes Verbot gibt es bisher nur (weiterhin) auf den Kanarischen Inseln.

Seit 2019 darf der Stierkampf in Spanien bzw. auf Mallorca nach zwei Jahren Pause wieder stattfinden, weil es sich seit 2013 um ein „immaterielles Kulturgut“ handelt. Damit wurde auch das Verbot der Verletzung und Tötung aufgehoben, denn dies sei ein „unabänderlicher Bestandteil des Spektakels“, entschied das Gericht.

Allerdings sind einige Regeln beim Stierkampf des alten Beschlusses geblieben:

  • Freitags ist Minderjährigen der Zutritt zur Arena verboten
  • Alkoholverbot
  • Stiere müssen Doping- und Beruhigungsmittelfrei sein

Wer sich gegen diese grausame Tradition aussprechen möchte, kann dies unter anderem bei den Tierschutzorganisationen tun. Boykottiert Ausflüge zu Stierkämpfen, nehmt nicht daran teil und bittet Veranstalter, dieses Angebot aus dem Programm zu nehmen.

Warum kann der Stierkampf bisher nicht verboten werden?

Es gab bereits in der Vergangenheit Verbote, welche jedoch aufgehoben wurden. Das letzte Problem war die allgemeine Beteiligung 2007, als die EU-Parlamentarier nicht genug Unterstützer fand. Ein weiteres Problem ist, dass der Stierkampf Ende 2013 zum immateriellen Kulturgut gehört. Damit steht diese Tradition, die unnötig Leben kosten, unter einem gesetzlichen Schutz, der kaum zu kippen ist.

FAQ

Warum reagieren Stiere beim Stierkampf, wie sie es tun?

Der Stier befindet sich in einer höchst stressigen Situation und in Todesangst. Dazu die lauten Menschen, die vielen Bewegungen um ihn herum und die Schmerzen. Manchen Tieren werden auch die Hoden verbunden, um sie zusätzlich aggressiv zu machen.

Wie läuft ein Stierkampf ab?

Wenn Tier und Torero aufeinandertreffen, beginnt ein Kampf um Leben und Tod. Der Torero traktiert das Tier mit Widerhaken versehenen Dolchen und Lanzen, mit dem Ziel, es zu töten. Um den Stier in Wallung zu bringen, erhält zu er Beginn des Kampfes Widerhaken in den Nacken, was ihm sehr weh tut. Durch die immer größeren Verletzungen verliert das Tier an Kraft, weil statt der Halsschlagader Organe getroffen werden. Wenn sich der Stier nicht mehr regen kann, läutet der Torero das Ende ein und sticht ihm in die Halsschlagader.

Wie lange dauert ein Stierkampf?

In der Regel dauert so eine Veranstaltung rund 20 Minuten.

Kann der Stier gewinnen?

Nein. Selbst wenn er in der Arena die Ruhe selbst bleibt und ein Austausch stattfindet, stirbt er. Anschließend führt sein Weg ihn ins Schlachthaus. Sollte das Publikum eine „Begnadigung“ wünschen, bleibt das Tier am Leben und wird zu Zuchtzwecken genutzt – das passiert allerdings nur sehr selten.

Welche Stiere nehmen am Stierkampf teil?

Für den Stierkampf züchtet man spezielle Rassen, welche als besonders aggressiv gelten. Der Oberbegriff nennt sich „spanischer Kampfstier“, umfasst aber mehrere Rassen.