Regeln Paintball
Paintball ist ein noch recht junger Sport, dessen Wurzeln 1940 in den USA liegen. Aus der Notwendigkeit, Bäume oder Tiere sicher aus größerer Entfernung zu markieren, entwickelte sich ein taktischer Mannschaftssport. Die Grundidee von Paintball ist es, möglichst viele gegnerische Spieler mittels Farbkugeln zu markieren. Der getroffene und markierte Spieler muss das Spielfeld in der Regel verlassen. Für gewöhnlich treten zwei oder mehr Teams gegeneinander an.
Nach der Weiterentwicklung des Materials um 1960 dauerte es bis 1981, um diesem Spiel einen Namen und ein Regelwerk zu geben. Um 1992 mit der Gründung der National Professional Paintball League (NPPL) begann sich Paintball langsam international als Sport zu etablieren und Paintballturniere wurden im TV gezeigt. 1996 fanden die ersten Paintball-Weltmeisterschaften statt und stellten diesen Sport einem breiteren Publikum vor.
International ist Paintball auch der gebräuchliche Überbegriff für sämtliche Formen dieses Spiels. In Deutschland kommt auch der Begriff „Gotcha“ vor, eine Kurzform für „I got you!“ (Ich hab dich!). An Turnieren gibt es in Deutschland die DPL und die Xseries, international sind die europäische Millennium Series oder NXL Europe, der Pro Shar Cup und die CPS bekannt.
BYO und FPO Paintball
Bei Paintball lassen sich mehrere Unterteilungen treffen, was Motivation und Ort der Aktivität betrifft. Sogenannte „Fun-Spieler“ oder „Rec-Player“ (Rec als Abkürzung von Recreational) unterscheiden sich von den Turnier-Spielern (Tournament-Playern). Erstere nutzen meist Waldspielfelder, während Turnier-Spieler nahezu ausschließlich auf SupAir-Feldern spielen.
Eine weitere Unterscheidung betrifft das Material. Abhängig von Sportliga, Veranstalter oder Spielfeldbetreiber gilt BYO (Bring your Own) oder FPO (Field Paint Only). Das BYO System erlaubt dem Spieler die Freiheit, selbst das nötige Material zu kaufen und mitzubringen. Bei FPO muss alles beim Veranstalter oder Betreiber des Spielfeldes gekauft werden muss. Teilweise kann man gegen einen Aufpreis auf die Spielgebühr eigenes Material verwenden.
Ausrüstung und Material
Markierer
Das Prinzip der sogenannten Paintball-Markierer beruht auf dem einer Luftdruckpistole. Die Schussrate kann zwar bis zu 28 Bälle pro Sekunde betragen. Technisch ist es jedoch nicht möglich, so schnell so viele Paintballs in den Schusskanal einzuführen. Die Farbbälle zerplatzen viel zu leicht und können den Schusskanal blockieren. Überdies regulieren die Turnierbestimmungen die Schusshäufigkeit. In Deutschland fallen Paintball-Markierer unter das Waffengesetz und dürfen erst ab dem vollendeten 18. Lebensjahr frei erworben werden.
Es gibt zwei Klassen von Paintball-Markierern:
- Pump-Action-Markierer müssen für jeden Schuss der Markierer repetiert werden
- Semiautomaten lösen bei jedem Abdrücken einen Schuss aus und laden automatisch nach. Als Untergruppe unterscheidet man ePneumaten mit einem elektronischen Abzug und Markierer mit mechanischem Abzug.
Markierertypen
Neben den technischen Voraussetzungen lassen sich Markierer auch anhand folgender Kriterien unterscheiden:
- Real-Action-Markierer sehen einer echten Waffe sehr ähnlich und werden oft von Hobbyspielern genutzt. Es gibt sie als Kaliber .43 und .68. Im Turniersport sind diese Markierer jedoch nicht gerne gesehen, da sie nicht dem angestrebten Image des Sports entsprechen.
- Die Hochdruck-Pressluftflasche oder kurz HP-Flasche speichert die benötigte Druckluft zum Beschleunigen der Paintballs. Üblich sind 200 und 300 Bar mit Fassungsvermögen von 0,8 bis 1,5 Litern. Der Arbeitsdruck beträgt 30 bis 60 bar, erzeugt durch einen Regulator an der Spitze der Flasche. Die HP-Flaschen unterliegen strengen Sicherheitskontrollen und müssen alle fünf Jahre durch eine staatlich benannte und staatlich überwachte private Prüfstelle überprüft werden. Die früher verwendeten CO2-Flaschen gibt es nicht mehr, da sie technische Nachteile (Temperaturabhängigkeit) mit sich brachten.
Hopper
Ein sogenannter Hopper ist der Munitionsbehälter, welcher auch als Ammo-Box, Kugelbehälter, Zuführbehälter oder Loader bezeichnet wird. Dieser Hopper befindet sich meistens oberhalb des Markierers.
Es gibt mehrere Modelle:
- Schüttelhopper laden durch die Schwerkraft beziehungsweise durch Schütteln nach
elektrische Hopper haben einen internen, elektrisch angetriebenen Quirl, welcher ein Verstopfen verhindert - Forcefeeder drücken die Paintballs mit Kraft (Force) in den Markierer und ermöglichen 50 und mehr Bälle pro Sekunde (Bps). Neben der elektrischen gibt es auch mechanische Varianten (Q-Loader) mit einer Feder, die wie bei einer Uhr aufgezogen werden müssen.
Farbkugeln
Die als Munition benutzte Farbkugel (Paintball) gibt dem Spiel den Namen. Diese Farbkugeln bestehen aus einer Gelatinehülle, meist gefüllt mit Lebensmittelfarbe. Sie platzen leicht, sobald die Kugel auf ein Hindernis trifft, und hinterlassen Farbkleckse. Rote Farbe ist aufgrund der Assoziation zu Blut jedoch untersagt. Das in Europa am häufigsten verwendete Kaliber ist .68 (17,3 Millimeter), es gibt aber auch die Kaliber .43, .50, .55 und .62.
Die Füllung der Farbkugeln kann eine Mischung aus Kartoffelstärke, Pflanzenöl und Lebensmittelfarbe enthalten. Heutzutage wird meist gefärbtes Polyethylenglycol verwendet. Diese sogenannte Paint ist umweltfreundlich und wird im Freien innerhalb von zwei Wochen biologisch rückstandsfrei abgebaut.
Schutzkleidung
Bei Paintball ist es den Spielern strengstens untersagt, ohne die vorgeschriebene Schutzkleidung zu spielen. Obwohl die Farbkugeln klein und leicht sind, können sie dennoch durch die Schussgeschwindigkeit Verletzungen verursachen. Besonders gefährdet sind Gesicht und Augen.
- Schutzmaske
Eine Paintball-Schutzmaske ähnelt einem Motorradhelm und schützt Gesicht und meist auch die Ohren. Das Sicherheitsglas-Sichtfenster besteht meist aus Polycarbonat. Das Sichtglas kann auch ausgewechselt und durch Rauchglas, gelbes Glas oder verspiegeltes Glas ersetzt werden. - Schutzkleidung
Abgesehen von der Schutzbrille oder Schutzmaske sind alle weiteren Ausrüstungsgegenstände optional. Sie können also dem Spiel, der Umgebung und den Vorlieben des Spielers angepasst werden. Jedoch ist es anzuraten, Schutzkleidung zur Verhinderung von Blutergüssen zu tragen. Üblich sind Neoprenbinden oder einfache Schals als Hals- oder Kehlkopfschutz, Genitalschutz, Handschuhe und Knie- und Ellenbogenprotektoren. Letztere sind bei SupAir-Spielern beliebt, da diese Turniere auf harten Böden stattfinden. Es gibt auch spezielle Hosen und Trikots aus atmungsaktivem Stoff mit eingenähten Polsterungen.
Laufsocke
Die sogenannte Laufsocke oder Barrel Sock wird nicht vom Spieler getragen. Hier handelt es sich um eine Sicherung am Lauf des Markierers, um ein unbeabsichtigtes Auslösen eines Schusses abzufangen. Als Alternative zur Laufsocke gibt es den Barrel Plug oder Laufstopfen. Außerhalb eines Spielfeldes ist es meist Pflicht, den Markierer mit Laufsocken zu sichern.
Spielarten
Es gibt zahlreiche Paintball-Spielvarianten, jedoch mit den gleichen Grundregeln als Basis. Recreational Paintball, RecBall oder Freizeit-Paintball ist der Überbegriff für Spiele abseits einer Liga oder eines Turniers. Bei diesen Fun-Spielen steht Spielspaß und weniger die Wettbewerbssituation im Vordergrund. Die Fun- oder Recreational-Spiele haben die Hauptvariante Woodland. Turnierpaintball ist als Speedball oder X-Ball bekannt.
Woodland, Szenario und Big Games
Woodland benennt als Überbegriff alle Spielarten auf unebenem oder unübersichtlichem Terrain außerhalb von Turnierfeldern. Ein Feldspiel im Wald enthält keine oder nur wenige künstliche Deckungen. In Deutschland sind durch die rechtlichen Bestimmungen solche Felder schwierig zu finden. Daher werden vorwiegend speziell angelegte Felder oder Hallen benutzt.
Szenario benutzt szenische oder Themenhintergründe von Filmen, Büchern oder geschichtlichen Vorlagen. Dazu kommt das Erfüllen einer bestimmten Aufgabe, wobei nicht unbedingt Schüsse abgegeben werden müssen.
Big Games ist eine Besonderheit der Szenariospiele mit außergewöhnlich vielen Spielern. Der Weltrekord liegt bei 4320 Spielern bei einer einzigen Veranstaltung. In Europa gibt es das North vs. South mit über 1800 Teilnehmern auf 200 Hektar Spielfläche auf einem Trainingsgelände der British Army in England. Das Veckring Big Game findet in Frankreich statt, das EuroBigGame (EBG) in Mahlwinkel in Deutschland für etwa 1500 Spieler.
Speedball, SupAir und X-Ball
Speedball ist ein Überbegriff für Paintballspiele auf relativ kleinen, übersichtlichen und ebenen Feldern mit künstlichen Deckungen. Durch die kurzen Entfernungen und die meist symmetrisch angeordneten Deckungen erfolgen die Spiele sehr schnell. Die überwiegende Zahl der Turniere wird auf solchen Feldern gespielt.
SupAir ist die Variante, wobei die Deckungen aus aufblasbaren geometrischen Figuren bestehen.
X-Ball ist eine jüngere Form des Paintballsports mit Fünf-Mann-Teams auf Zeit in einem SupAir Feld. Je einen Punkt gibt es für Reißen oder Hängen einer Flagge oder das Betätigen eines Buzzers. Das Spiel wird dann nicht beendet, sondern für zwei Minuten unterbrochen, die Spieler erhalten Anweisungen des Trainers, werden ausgewechselt und bereiten sich auf die nächste Spielrunde vor. Danach startet die nächste Spielrunde vom Start. Dadurch gibt es wie beim Eishockey mehrere Lines und die Mannschaft in der Pitbox ist zwischen 5 und 12 Mann stark.
Spielvarianten
Spielarten im RecPaintball unterscheiden sich hinsichtlich der Teilnehmerzahl und des eingesetzten Equipments, jedoch wird meist auf einem SupAir- oder Woodland-Feld gespielt. Beliebte Spielvarianten sind:
- Capture the Flag mit zwei gleich großen Mannschaften. Jede Gruppe startet von einem eigenen Startpunkt, markiert durch die eigene Flagge. Ziel ist es, die gegnerische Flagge zu stehlen und sie zum eigenen Startpunkt zu bringen.
- Bei Hit the Base spielen zwei gleich große Mannschaften, die von ihrem Startpunkt („Base“) starten. Ziel ist, die gegnerische Base zu erreichen und dort einen Buzzer zu drücken oder die Base anzuschlagen.
- Elimination oder Deathmatch mit zwei Mannschaften läuft so lange, bis sämtliche Mitglieder einer Mannschaft markiert sind.
- Last Man Standing ist ein Jeder-gegen-Jeden-Spiel, wobei die teilnehmenden Spieler an verschiedenen Stellen starten. Jeder markierte Spieler muss das Feld verlassen, der letzte Spieler gewinnt.
- VIP (oder auch Präsident) wird mit zwei Mannschaften gespielt, die nicht gleich groß sein müssen. Eine Mannschaft hat einen gekennzeichneten Spieler, den VIP, und wird vom Team geschützt. Der VIP muss einen auf dem Spielfeld vereinbarten Punkt erreichen, ohne vom anderen Team markiert zu werden.
- Bei Civil War oder Gettisburgh stehen sich zwei aus gleich vielen Spielern bestehende Teams in Reihen nebeneinander in einem bestimmten Abstand gegenüber. Ziel ist es, alle Gegner zu markieren. Jeder Spieler darf nur einen Markierer abschießen, ehe das andere Team an der Reihe ist. Nach jeder Runde treten die nicht markierten Spieler jeweils einen Schritt vor und sind mit Markieren an der Reihe. Dies geschieht so lange, bis ein letzter Spieler steht als Gewinner oder Repräsentant des Gewinnerteams.