Sportspiel

Regeln Boßeln

Um Boßeln korrekt zu spielen, braucht ihr unbedingt die Boßeln-Regeln. Diese haben wir für euch zusammengefasst und ausführlich erklärt, sodass keine Missverständnisse während des Spiels aufkommen.

Geschichte des Boßelns

Der ostfriesische Nationalsport Boßeln und das eng verwandte Klootschießen sind Sportarten, die in verschiedenen Teilen Europas gespielt werden. Ziel ist, eine Kugel mit möglichst wenigen Würfen über eine festgelegte Strecke zu befördern. Ursprünglich ist Boßeln eine Mannschaftssportart, ausgeübt auf freien Flächen wie Feldern und Wiesen, öffentlichen Straßen und befestigten Wegen. Zudem gibt auch eine Version als Einzelsportart, bei der es auf Wurfweite ankommt.

Das Boßeln ist also sehr leicht zu erlernen und auszuüben. Da die Boßeln-Regeln einfach sind, ist diese Sportart in der Familie, im Verein, mit den Kollegen oder im Freundeskreis beliebt. In einigen Gegenden wird diese gesellige Tätigkeit traditionell im Rahmen von Feiern, wie der regionaltypischen Kohlfahrt, ausgeübt.

Der Abwurf beim Boßeln – Bildquelle: bossel.de

Ursprung und Organisation

Der Ursprung des Boßelns liegt im Klootschießen, was zur Verteidigung gedacht war. Beim Klootschießen wurden getrocknete Kleiklumpen über ein Feld zum Kräftemessen geworfen. Später dienten dazu mit Blei gefüllte Holzkugeln, was eine spezielle Wurftechnik erforderte. Als sich der Sport vom Feld auf die Straße verlegte und zugleich sich das Spielgerät veränderte, entwickelte sich Boßeln zum Breitensport. Jedoch stellt die Topografie noch immer besondere Anforderungen. In Norddeutschland dominiert beim Straßenboßeln in überwiegend flacher Landschaft eine Variante mit langen Laufstrecken und langgezogenen Kurven. Am Südhang des Wiehengebirges gibt es hingegen Anstiege und Senken und enge Kurven zu bewältigen.

Durch die Gründung des Friesischen Klottschießerverbandes (FKV) um 1900 erfuhr Boßeln immer mehr Beachtung und es entwickelten sich vielen Vereine, Boßelklassen und Boßelligen. Dieser friesische Nationalsport ist ein fester Bestandteil, des sportlichen und kulturellen Treibens in Deutschland. Seit 1999 gibt es nationale Meisterschaften. Die 1969 in Holland gegründete International Bowlplaying Association (IBA) richtet seit 1980 alle vier Jahre eine Europameisterschaft aus.

Die Boßelkugel

Gespielt wird mit Gummi-, Pockholz- oder Kunststoffkugeln, die Kloot genannt wird. Diese Kugeln unterscheiden sich in Größe und Gewicht sowohl regional als auch abhängig von der Disziplin und der Altersklasse. Der ostfriesisch-oldenburgische Holzkloot hat einen Durchmesser von 58 Millimetern und wiegt 475 Gramm. Bei internationalen Wettkämpfen wird nach den Boßeln-Regeln für den Feldkampf die sogenannte Hollandkugel mit 65 Millimetern Durchmesser und einem Gewicht von 300 Gramm verwendet.

Die Boßeln-Regeln

Das Ziel des Boßelns ist es, eine festgelegte Strecke, üblicherweise von 4 bis 6 Kilometern, mit möglichst wenigen Würfen zu bewältigen. Es kann ein Rundkurs oder eine Strecke mit Wendemarke sein.

Zwei Gruppen mit jeweils 4 bis 10 Teilnehmern treten gegeneinander an. Von einem gewählten Startpunkt aus erfolgt der Anwurf durch den ersten Spieler einer Mannschaft. Danach wirft der erste Spieler der anderen Mannschaft. Jeder Boßler versucht beim Wurf der Kugel die größtmögliche Weite zu erzielen. Der Wurf ist beendet, wenn die Boßelkugel ruhig liegenbleibt. Eine ideale Position ist am Straßenrand, eine weniger ideale im Graben oder im Gebüsch. Der Anschlusswurf des nächsten Boßlers in der Mannschaft erfolgt von diesem Punkt aus.

Liegt die Kugel abseits der Straße oder der Spielstrecke, ändert sich der Abwurfpunkt auf die Straße verlegt – so wollen es die Boßeln-Regeln. Dazu muss man die Kugel im rechten Winkel zurück auf die Straße legen.

Es wirft immer die Mannschaft zuerst, deren Kugel zurückliegt. Am Ende der Strecke wird über eine Ziellinie geboßelt und das Team gewinnt, das dazu die wenigsten Würfe benötigt.

Die Wurftechnik nach den Boßeln-Regeln

Beim Boßeln ist die der Strecke entsprechende Wurftechnik wichtig, die jener des Kegelns ähnelt. Den gestreckten Wurfarm nutzt man zum Schwungholen im Laufen von hinten nach vorne geführt, und zwar unter der Hand an der Hüfte vorbei. Die Boßeln-Regeln verbieten ein Heben über die Schulter wie beim Handball. In Wettkämpfen gibt es den Drehwurf oder Rundschlag und den Flüchterschlag.

  • Die Technik des Drehwurfs ähnelt dem Diskuswerfen. Hier nimmt der Werfer mit seitlich ausgestrecktem Wurfarm einige Schritte Anlauf, dreht sich einmal um seine eigene Achse und lässt den Kloot dann los.
  • Beim Flüchterschlag wird eine kleine Holzrampe an der Abwurfstelle genutzt. Der Werfer nimmt einen längeren Anlauf und bei Absprung auf der Rampe erfolgt ebenfalls eine leichte 90-Grad Drehbewegung, ehe in einer Aufwärtsbewegung die Kugel losgelassen wird. Diese Technik erfordert mehr Übung und Konzentration.

Bei geraden oder übersichtlichen Strecken ist es möglich, einen kräftigen und wuchtigen Wurf mit Anlauf auszuführen. Die Kurventechnik ist ausgefeilter und erfordert einen gefühlvolleren Wurf. In beiden Fällen ist entscheidend, dass der Kloot so weit wie möglich fliegt, ehe er zu liegen kommt.

Auf geraden Strecken mit geeignetem Untergrund können Spitzensportler mit einer Gummikugel Weiten von 200 Metern mit einem Wurf erzielen.

Boßel-Disziplinen

Boßel-Bewerbe können das ganze Jahr über stattfinden, im Freien oder auch in einer Halle. Traditionell unterscheidet man zwischen Feldkampf und Standkampf, die leicht unterschiedliche Boßeln-Regeln besitzen.

  • Im Feldkampf treten zwei Mannschaften gegeneinander auf Feldflur an. Große Feldkämpfe wie der traditionelle Ländervergleich zwischen Ostfriesland und Oldenburg werden ausgetragen, wenn der Boden durchgefroren und sehr hart ist.
    Die Einzelvariante des Feldkampfs wird als Werfen mit der Hollandkugel bezeichnet.
  • Beim Standkampf zählt die Weite eines Wurfes von einem festen Abwurfpunkt aus. Diese Disziplin kann auch auf Sportplätzen oder eigenen Klootschießer-Anlagen ausgetragen werden.
  • Beim Weideboßeln wird mit dem Pockholter (Holzkugel) ähnlich wie beim Standkampf im Klootschießen von einem festen Abwurfpunkt auf Weite geworfen. Wie der Name verrät, wurde früher auf Weiden oder Feldern geworfen.
  • Das Hallenboßeln dient vorwiegend zur Demonstration der Sportart Boßeln und vor allem in Schulen. Anfänger werden hier mit der Technik und den Bewegungsabläufen des Straßenboßelns vertraut gemacht.

Boßel-Varianten

Boßeln wird in unterschiedlichen Varianten in vielen Teilen Europas gespielt. Als Hochburg gelten Ostfriesland und weitere friesische und norddeutsche Gegenden sowie die Provinzen Drenthe und Gelderland in den Niederlanden.

  • Als Irish Road Bowling wird das Spiel in Irland, in Kanada und den Vereinigten Staaten gespielt.
  • In der spanischen Provinz Saragossa ist es als Tiro de bola aragonesa bekannt
  • als Bocciaforte, Boccia su Strada, Boccia alla Lunga oder Boccetta su Strada, Ruzzola oder Ruzzolone) in Italien
  • als Krugeln in Huttwil im Schweizer Kanton Bern.

Klootschießen

Regionale Unterschiede drücken sich auch in unterschiedlichen Bezeichnungen und ihre Disziplinen aus. In Ostfriesland und Oldenburg wird zwischen dem ursprünglichen Klootschießen auf dem Feld und dem Straßenboßeln unterschieden und es gibt dazu unterschiedliche Kugeln.

In den Niederlanden heißt die Sportart einheitlich Klootschieten. Schleswig-Holstein hat sich entscheiden, damit sowohl die Feld- als auch die Straßendisziplinen so zu benennen.

Das Kloatscheeten ist ein in der Grafschaft Bentheim und in direkt angrenzenden Teilen des Emslands verbreiteter Volkssport. Der Kloat ist eine abgerundete Scheibe, die zwischen 380 und 450 Gramm schwer, 40 bis 45 Millimeter dick und 70 bis 80 Millimeter im Durchmesser ist. In der Mitte befindet sich ein Bleikern. Technik und Wettkampfregeln entsprechen dem Straßenboßeln.