Regeländerungen im Fußball im Lauf der Zeit
Fußball ist ein simples Spiel – Der Ball muss ins Eckige! Zugegeben, das Grundprinzip der wohl populärsten Sportart weltweit ist so einfach wie genial. Doch wie jede Sportart braucht auch der Fußball seine Regeln. Und über die Auslegung dieser Regeln wird bis heute leidenschaftlich diskutiert. Gegen den Ball getreten wurde schon in der Antike, doch erst im 19. Jahrhundert wurde in England erstmals ein festes Regelwerk für die Sportart verfasst. Nicht zuletzt aus diesem Grunde gilt England bis heute als das „Mutterland des Fußballs“. Wesentliche Punkte des Regelwerks der Football Association haben bis heute Bestand. Doch im Laufe der Jahre hat es immer wieder einschneidende Veränderungen gegeben – von der Abseitsregel bis hin zum Video-Schiedsrichter. Wir stellen die wichtigsten Regel-Änderungen in der Fußballgeschichte vor.
Das erste Regelwerk und die ersten Änderungen
Bereits 1848 verschriftliche eine Gruppe von Studenten der Universität von Cambridge die ersten Regeln des Fußballs. Mit der Gründung der FA 1963 wurde dann das erste offizielle Regelwerk festgelegt. Bereits drei Jahre später wurde mit der Abseitsregel ein wesentliches Merkmal des heutigen Spiels hinzugefügt. Weitere frühe Regel-Änderungen betrafen die Festlegung auf 11 Spieler oder die Regel, dass nur der Torwart den Ball mit der Hand berühren darf. In Deutschland war es der Lehrer Konrad Koch, der das Fußballspiel im Kaiserreich etablierte und 1874 die ersten deutschen Regeln festschrieb. Ungefähr seit der Jahrhundertwende hat sich das grundlegende Regelwerk so konstituiert, wie wir es heute kennen.
Die Wechsel-Revolution in den 60er-Jahren
Während das Regelwerk in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nur kleinere Veränderungen erhalten hat, folgte in den 60er Jahren eine regelrechte Revolution. 1965 wurde die Auswechslung verletzter Spieler erlaubt. Zuvor musste die benachteiligte Mannschaft mit einem Mann weniger auskommen. Im Jahr darauf wurden dann erstmals ein Wechsel-System eingeführt, welche es den Mannschaften erlaubte, zweimal pro Spiel zu wechseln. 1970 wurde diese Neuerung auch erstmals bei der WM Spanien eingesetzt. In den folgenden Jahrzehnten entwickelten sich drei Auswechselungen zum Standard. Seit 2021 erlaubt die FIFA fünf Wechsel pro Spiel. Damit reagiert der Weltverband einerseits auf die höhere Belastung der Spieler, andererseits erhofft man sich mehr taktische Möglichkeiten für die Trainer, was wiederum das Spiel beleben könnte. Auch in anderen Bereichen wie beispielsweise der Online-Wette oder Live-Wette kann das erhöhte Wechselkontingent Auswirkungen haben. Denn mehrere Wechsel können das Spiel vor allem zum Ende der Spielzeit beeinflussen.
Verlängerung, Golden Goal und Co.
Auch die Entscheidung eines Fußballspiels wird immer wieder im offiziellen Regelwerk verhandelt. In den Anfangszeiten wurden K.o.-Spiele, welche nach 90 Minuten Unentschieden endeten, mit einem Entscheidungsspiel entschieden. In manchen Pokalwettbewerben wird diese Praxis noch heute ausgeführt. Bis in die 60er Jahre wurden auch mehrere Verlängerungen nacheinander gespielt, um den Sieger zu ermitteln. Zur WM 1970 wurde dann das Elfmeterschießen nach 2 x 15 Minuten Verlängerung eingeführt. Bis heute gilt die Elfmeterlotterie als die ultimative Entscheidung für ein Fußballspiel. In den 1990er Jahren wurde analog zu „Sudden-Death-Varianten“ in anderen Sportarten das Golden Goal bzw. Silver Goal ausprobiert. Vor allem Deutschland dürfte sich gerne an diese Variante zurückerinnern. So war es Oliver Bierhoff, der die deutsche Nationalmannschaft 1996 per Golden Goal zum Europameister schoss. Zwischen 1996 und 2002 entschied das erste Tor in der Verlängerung über Sieg oder Niederlage. Seit 2004 wird wieder die klassische Verlängerung über 2 x 15 Minuten gespielt.
Moderne Hilfsmittel für den Schiedsrichter
Während sich das grundlegende Regelwerk in über 100 Jahren etabliert hat, sind im neuen Jahrtausend vor allem für den Schiedsrichter neue Hilfsmittel hinzugekommen. Schon länger wurden technische Assistenten, wie beispielsweise das Hawk-Eye aus dem Tennis oder Video-Analysen wie beim Basketball, für den Fußball diskutiert. Kurz nach dem EM 2012 wurde dann die Torlinientechnik zugelassen. Mithilfe einer speziellen Torkamera sowie eines Chips im Ball wird der Schiedsrichter in Sekundenbruchteilen darüber informiert, ob der Ball hinter der Linie war oder nicht. Seit der 2017/18 kommt in der Bundesliga zudem der Video-Assist-Refree, der sogenannte VAR, zum Einsatz. Dabei handelt es sich um einen Video-Assistenten, der das Spiel parallel aus mehreren Perspektiven am Bildschirm beobachtet. Bei spielentscheidenden Szenen oder offensichtlichen Fehlentscheidungen teilt der VAR dem offiziellen Schiedsrichter dies mit. Dieser kann die Szene dann selbst an einem Bildschirm am Spielfeldrand erneut beurteilen. Seit der Saison 2020/21 kommt der VAR flächendeckend in den meisten europäischen Profiligen zum Einsatz.
Der Fußball geht auf jeden Fall mit der Zeit. Doch das grundlegende Regelwerk hat seit über 100 Jahren Bestand und wird das Spiel sicher auch in Zukunft bestimmen.